Sportwetten und Steuern: Mit Beginn der Fußball-EM 2020 und Olympia 2021 taucht vermehrt die Frage auf, ob man auf den Gewinn aus dem Tippspiel Steuern zahlen muss. Selbst bei Spielern, die regelmäßig ihr Glück versuchen und auf Bundesliga & Co tippen, herrscht Unklarheit - schließlich wurde im Juli 2012 die fünfprozentige Wettsteuer in Deutschland. Doch muss der Sportwettenanbieter oder der Spieler die Steuer tragen? Wir klären auf, wann man die Wettsteuer als Hobbytipper zahlt und wie man Sie umgehen kann.

Muss ich Gewinne versteuern?

Sind Wettgewinne steuerfrei? Generell werden Spiel-, Sport-, Wett- und Lotteriegewinne in Deutschland nicht besteuert. Steuerlich zu erfassen sind nur die Einnahmen, die zu den sogenannten "sieben Einkunftsarten" (vgl. § 2 Abs. 3 EStG) gehören:

  • Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft,
  • Einkünfte aus Gewerbebetrieb,
  • Einkünfte aus selbständiger Arbeit,
  • Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit,
  • Einkünfte aus Kapitalvermögen,
  • Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung,
  • sonstige Einkünfte im Sinne des § 22

Die Einnahmen aus der Teilnahme an Tippspielen (sowie Gewinnspiele, Glücksspiele und Wetten) sind somit steuerfrei. Anders ausgedrückt, Sie müssen keine Abgaben an das Finanzamt zahlen. So sieht es zumindest für Hobbyspieler aus - für Berufsspieler gelten andere Regeln (s. u.)

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Warum werden Gewinne nicht versteuert?

Würden Gewinne aus Sportwetten und anderen Glücksspielen per Gesetz unter eine der oben genannten Einkunftsarten fallen, so könnten auch Verluste steuerlich geltend gemacht werden - ein deutliches Verlustgeschäft für den Staat.

Was ist die Wettsteuer?

Im Rahmen der Änderung des Glücksspielstaatsvertrags (RennwLottG) wurde von der deutschen Regierung beschlossen, dass Sportwetten- und Glücksspielanbieter von den Einsätzen ihrer Kunden mit deutschem Wohnsitz eine Wettsteuer in Höhe von fünf Prozent an das Finanzamt abführen müssen. Steuerpflichtiger ist somit der Wettanbieter und nicht der Spieler. Viele Anbieter wälzen die Steuer jedoch auf den Kunden ab. Wo der Anbieter beziehungsweise Buchmacher seinen Sitz hat, ist unerheblich - allein der Wohnsitz des Spielers ist relevant. Der Gesetzgeber begründet die Regulierung des Glücksspiels übrigens mit dem Schutz vor Spielsucht.

Auch in anderen Ländern wie die Schweiz, Österreich und Spanien wird die Wettsteuer fällig.

Kann ich die Wettsteuer umgehen?

Seit dem 1. Juli 2012 wird die Wettsteuer fällig. Trotzdem werben manche Anbieter damit “steuerfrei” zu sein. Wie genau können sie das? Prinzipiell ist es dem Anbieter überlassen, ob er die Steuerlast auf den Spieler überträgt oder selbst für die fünf Prozent aufkommt. Werben Anbieter damit steuerfrei zu sein, sollten Sie unbedingt die Quote im Auge behalten und mit anderen Anbietern vergleichen. Viele Spieler denken, die Steuer kann umgangen werden, wenn man einen Anbieter aus dem Ausland wählt. Die Wettsteuer ist jedoch davon abhängig, wo Ihr Wohnsitz ist. Befindet er sich in Deutschland, werden die fünf Prozent fällig.

Tatsächlich gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie Anbieter mit der Wettsteuer umgehen:

  • Der Anbieter zahlt: Der Anbieter bezahlt die fünf Prozent aus eigener Tasche. Das heißt, setzen Sie 100 Euro, dürfen Sie über Ihren kompletten Einsatz und Gewinn verfügen. Wie jedoch bereits erwähnt sollten Sie hier auf die Quote achten, denn in manchen Fällen rechnet der Anbieter die Steuern in die Quoten ein.  
  • Der Spieler zahlt bei Einsatz: In diesem Fall zieht der Anbieter die fünf Prozent direkt beim Kunden ab. Das heißt, wenn Sie 100 Euro setzen, werden fünf Prozent davon abgezogen und somit nur 95 Euro platziert.
  • Der Spieler zahlt bei Gewinn: Der Anbieter kann zum einen die fünf Prozent vom Wetteinsatz abziehen oder aber vom erzielten Gewinn. Tatsächlich ist das Endergebnis insgesamt dasselbe - natürlich nicht für den einzelnen Kunden. Das heißt, setzen Sie 100 Euro und gewinnen 500 Euro, werden die gesamten 100 Euro platziert, aber fünf Prozent vom Gewinn abgezogen. Somit wird Ihnen 475 Euro ausgezahlt.

Achtung

In dem seltenen Fall, in dem sich Wettbüros mit Sitz im Ausland von der Wettsteuer distanzieren, müssen Sie selbst tätig werden und alle durch Sportwetten und Glücksspiel erzielten Gewinne bei der Steuererklärung angeben - auch als Hobbyspieler. Um auf der sicheren Seite zu sein, sollten Sie bei steuerfreien Wetten von Anbietern im Ausland die Allgemeinen Geschäftsbedingungen durchlesen. Ansonsten könnte es passieren, dass Sie die Verantwortung für die Steuer tragen und es nicht wissen.

Wann zähle ich als Berufsspieler?

Verdienen Sie Ihren Lebensunterhalt mit Sportwetten, müssen Sie unter Umständen die Gewinne in Ihrer Einkommensteuererklärung angeben, wann man jedoch genau als Berufsspieler gilt, ist vom Gesetzgeber nicht definiert. Verfügen Sie also über weitere Einkünfte, müssen Sie die Gewinne nicht unbedingt angeben. Haben Sie jedoch ausschließlich Einnahmen aus Sportwetten und Glücksspielen, so sollten Sie auf Nummer sicher gehen, um nicht wegen Steuerhinterziehung belangt zu werden.

Was gilt, wenn ich meine Gewinne anlege?

Sollten Sie aus Sportwetten hohe Gewinne erzielen und sich dazu entscheiden diese anzulegen, müssen Sie die Zinsen in Ihrer Steuererklärung angeben. Bei den Zinseinnahmen interessiert sich das Finanzamt nicht, wie Sie zu dem Vermögen kamen.

Fazit: Gewinne sind in der Steuererklärung meistens nicht anzugeben

Die Abgabe der fünfprozentigen Wettsteuer ist zwar seit dem Inkrafttreten des Glücksspielvertrages am 1. Juli 2012 ein Muss, jedoch werden Sie von Anbietern automatisch einbehalten beziehungsweise in seltenen Fällen von ihnen übernommen. Das heißt, Sie müssen den Gewinn aus einer Sportwette nicht in der Steuererklärung angeben. Anders sieht es hingegen bei Berufsspielern aus, die als einzige Einnahmequelle die Gewinne aus Sportwetten haben. Jedoch ist nicht vom Staat geregelt, wann genau man als professioneller Tipper zählt, womit in den meisten Fällen eine Einzelbetrachtung notwendig wird.

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